Die verrückten Tage des Rico Gredig

9.7.2024, 13:00

Am vorletzten Freitag feierte Rico Gredig seine erfolgreiche Lehrabschlussprüfung. Tags darauf wurde der 19-jährige HCD-Stürmer sensationell von den New York Rangers gedraftet.

Am vorletzten Freitag feierte Rico Gredig seine erfolgreiche Lehrabschlussprüfung. Tags darauf wurde der 19-jährige HCD-Stürmer sensationell von den New York Rangers gedraftet. Und keine 24 Stunden später stand er bereits im Development Camp der Rangers auf dem Eis. Gredig hat wahrlich was zu erzählen.

Der NHL-Draft gilt international für die meisten Spieler als Sprungbrett für eine mögliche Karriere in der besten Eishockeyliga der Welt. Rico Gredig kalkulierte allerdings überhaupt nicht damit. Er habe zwar im März mit den New York Rangers und auch den Florida Panthers Kontakt gehabt, seither jedoch aus Nordamerika nichts mehr gehört, erzählt der 19-Jährige. Und die nackten Zahlen sprachen auch nicht gerade für ihn. Am 15. September 2023 hatte der gebürtige Felsberger, der fünf Jahre vorher vom EHC Chur nach Davos wechselte, im Heimspiel gegen Fribourg-Gottéron sein National-League-Debüt beim HCD gegeben. Im Laufe der Saison kamen 27 weitere Partien im Fanionteam hinzu. Gredig liess sich insgesamt je zwei Tore und Assists notieren. Die Playoffs verpasste er danach wegen einer Hirnerschütterung. Positiv aufgefallen war er über den Jahreswechsel an der U20-WM, obwohl er in fünf Partien für die Schweiz nur einen Assistpunkt verzeichnete.

Für den diesjährigen NHL-Draft war Gredig kein grosses Thema. Er galt in den Medien höchstens als Aussenseiter. So sah sich der junge HCD-Stürmer auch selber. Am vorletzten Samstag bemührte er sich denn gar nicht erst, die Draftziehung in Las Vegas via Internet live zu verfolgen. Gredig war im Auto unterwegs, als gegen 21.30 Uhr sein Handy klingelte. Am anderen Ende verkündete ihm ein Vertreter der New York Rangers, dass er vom Traditionsklub eben in der sechsten Draftrunde gezogen worden war. Der HCD-Stürmer fiel aus allen Wolken, er konnte sein Glück kaum fassen. „Ich stoppte das Auto und musste die sensationelle Nachricht erst einmal verdauen“, verrät Gredig.

Dann ging alles sehr schnell. In einem zweiten Anruf aus New Nork erhielt der Bündner die Einladung fürs Development Camp. Kurz darauf teilte ihm eine Sekretärin der Rangers mit, dass sie ihm für Sonntagvormittag um 10 Uhr einen Abflug ab Zürich-Kloten gebucht habe. Eilends besorgte sich Gredig in der Nacht die Bewilligung für die Einreise in die USA. Um 5 Uhr in der Früh schrillte der Wecker, worauf er sich in Davos auf den Weg zum Flughafen machte. Aufgrund der sechsstündigen Zeitverschiebung traf er bereits kurz nach Mittag in New York ein. Ein Angestellter der Rangers fuhr Gredig direkt vom Flughafen ins Trainingsgelände. Nach ersten Informationen folgten gleich die ersten Tests im Kraft- und Beweglichkeitsbereich. Tags darauf prüften Spezialisten seine Skillqualitäten. Bis Mittwochabend standen für die 29 Teilnehmer am Development Camp auch Spiele auf dem Eis („Häufig drei gegen zwei oder zwei gegen eins“, so Gredig) auf dem Programm. Weiter erhielt er Einblick in den Madison Garden, die Heimspielstätte der Rangers.

Bereits am Donnerstag kehrte Gredig nach Davos zurück. Seine nahe sportliche Zukunft ist noch nicht definitiv fixiert. Gredig geht davon aus, dass er in der kommenden Saison weiter für den HCD stürmen wird. „Da kann ich in meiner Entwicklung am meisten profitieren“, ist der 19-Jährige überzeugt. Vorerst geniesst er in dieser Woche Ferien in London. Diese hat er sich nach dem Stress der letzten Tage wohl verdient. Angefangen hatte es am vorletzten Freitag mit der Feier zum erfolgreichen Lehrabschluss. Die KV-Ausbildung hatte Gredig auf der Geschäftsstelle des HCD absolviert. Nächste Woche bestreitet er ein Trainingslager mit dem Schweizer U20-Nationalteam. Und am 5. August folgt der Auftakt zum Eistraining mit dem HCD.

Auch Lars Steiner gedraftet

Mit Lars Steiner wurde am letzten Mittwoch auch in der Canadian Hockey League (CHL), dem Dachverband der drei bedeutendsten kanadischen Junioren-Ligen, im Import-Draft ein HCD-Spieler gezogen. Die Huskies de Rouyn-Noranda aus der Quebec Major Junior Hockey League (QNJHL) entschieden sich an 46. Stelle für den 16-jährigen Davoser. Steiner stürmte in der vergangenen Saison für das U17- und U20-Team des HCD und debütierte im siebten Playoff-Viertelfinalspiel gegen Lausanne in der ersten Mannschaft – womit er Nino Niederreiter als jüngsten Playoff-Spieler beim HCD ablöste. Steiner dürfte sich schon nächste Saison den Huskies anschliessen – wie dies aus der Schweiz früher etwa schon Timo Meier oder Sven Andrighetto getan hatten.

Text: Hansruedi Camenisch / Davoser Zeitung       Foto: Maurice Parrée

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